Im Mittelalter zählte man in Frankreich gewohnheitsmäßig in Zwanzigerschritten. Damals fand man noch die Formen »vint et dis« (30), »deux vins« (40), »trois vins« (60) etc. Saint-Louis gründete, zum Beispiel, das » Hospice des Quinze-vingts « (mit 300 Blinden). Dieses System, » vicésimal « genannt, wurde von den Kelten und den Normannen verwendet, und es ist möglich, dass es von dem einen oder dem anderen Volk in Gallien eingeführt wurde. Seit Ende des Mittelalters verbreiteten sich die Nebenformen trente, quarante, cinquante, soixante mit großem Erfolg. Warum bricht die Verwendung auf einem so guten Weg ab? Keine Erklärung ist wirklich überzeugend. Vielleicht empfand man, ganz einfach, das Bedürfnis, eine durch das Kopfrechnen vorgegebene Grenze zu ziehen, die an die großen Zahlen besser angepasst war (70 = 60+10, 80 = 4x20, 90 = 80+10). Bleiben noch Zufall und Willkür, mit denen sich jeder Sprachfachmann abfinden muss ...
Im 17. Jahrhundert, unter dem Einfluss von Vaugelas und Ménage, wählten die Académie und die Wörterbuchautoren die Formen soixante-dix, quatre-vingts und quatre-vingt-dix endgültig als Ersatz für septante, octante und nonante aus. Man beachte, dass diese drei Wörter nichtsdestotrotz in allen Ausgaben des » Dictionnaire de l'Académie française « auftauchen. Noch in den offiziellen Richtlinien von 1945 wurden sie empfohlen, um das Erlernen des Rechnens zu erleichtern; im Gesprochenen sind sie weiterhin in zahlreichen Regionen Ost- und Südfrankreichs sowie im Québec gebräuchlich. In Belgien und der Schweiz sind das die offiziellen Formen (wie übrigens, in letzterem Land, auch die Form » huitante «). Niemand verbietet ihre Benutzung, aber in Bezug auf die derzeitige Verwendung in Frankreich werden sie als Dialektausdrücke oder als veraltet empfunden.