Frage:
Unterscheiden sich die Endungen -e und -er in der Aussprache?
Stefon
2013-07-21 04:11:36 UTC
Ich lerne Deutsch seit vier Jahren, und habe gelernt, die unbetonten Endungen -e und -er unterscheiden sich in der Aussprache (also, als [ə] bzw. [ɐ] übertragen). Ich bin gerade in Deutschland, und habe kaum einen Unterschied dazwischen hören können. z.B. die wörter "schöner" und "schöne" hören sich für mich nicht nur ähnlich, sondern identisch an. Gibt es einen wirklichen Unterschied, oder werden die Beiden genauso ausgesprochen?
Eine weitere, ähnliche Frage- Im Bezug auf die Aussprache, gibt es einen Unterschied zwischen Wörtern wie "schön" und "schönen," "ihn" und "Ihnen" (umgangssprachlich)? Wird das "n" in den zweiten Beispielen gedehnt? Also, [ʃøːn] gegen [ʃøːnː] und [iːn] gegen [iːnː]? Oder können sie auch genauso ausgesprochen werden, damit "ein" und "einen" sich gleich anhören? Tut mir Leid, dass ich mich auf phonetische Umschrift gestützt habe. Wenn MuttersprachlerInnen antworten, die über keine Kenntnisse des IPAs verfügen, ist in Ordung, vielleicht sogar besser. Danke im Voraus!
Fünf antworten:
forceimustbebrief
2013-07-23 06:25:11 UTC
Der Unterschied zwischen -e und -er wird vermutlich überall gemacht. Auffällig ist er im Ruhrgebiet und, glaube ich, in ganz Norddeutschland, weil da das [ɐ] so weit abgesenkt wird, dass es wie ein a klingt.



Für mich subjektiv ist die reduzierte Endung von "einen", "schönen" ein syllabisches n, aber in schneller Rede ist das nie zu hören, und möglicherweise besteht auch in langsamem Tempo objektiv gesehen gar kein Unterschied. Auf dieser Plattform wirst du öfter User lesen müssen, die auch schriftlich zwischen "ein" und "einen" keinen Unterschied machen. Ich habe mal deswegen nachgefragt: es scheint keine Absicht zu sein, die wissen wirklich den Unterschied nicht.



"Ein schön Tag noch!"
Kapaun
2013-07-21 11:28:27 UTC
Ja, die Endungen unterscheiden sich in der Aussprache. Da wirst du genauer hinhören müssen. Was die zweite Frage angeht: Auch hier gibt es natürlich Unterschiede, allerdings wird die Endung bei "schönen" etc. häufig nahezu weggeschluckt, so dass sie nur noch aus einem verlängerten "n" besteht, quasi "schön-n". Das ist für einen Nicht-Muttersprachler vielleicht tatsächlich schwer zu hören, aber auch dann ist der Unterschied immer noch da - deutlich wird das, wenn andere Konsonanten im Spiel sind, zum Beispiel bei "müssen". Das hört sich dann wie "müss-n" an.
doitsujin75
2013-07-21 11:54:24 UTC
Ich weiß nicht wo du dich gerade in Deutschland aufhältst. Möglicherweise wird da oftmals im Alltag ein besonders umgangssprachliches und dialektgeprägtes Deutsch gesprochen, bei dem diese Endungen nicht so sauber ausgesprochen werden. Die umgangssprachliche Verschleifung von "einen" zu "ein'n", bei der das e verschluckt wird, wie hier bereits erwähnt, hört man jedenfalls sehr häufig. Das hat in der Umgangssprache allgemein Systematik, würde ich sagen.

Trotzdem sind die Unterschiede immer hörbar. Falls du das nicht hören kannst, dann liegt es vielleicht daran, dass du dich noch sehr konzentrieren musst, um das Gesagte in deiner Sprache in Gedanken noch umzusetzen.



Ansonsten wüsste ich gar nicht, ob es so etwas wie die Dehnung von Konsonanten in der Deutschen Sprache überhaupt gibt. "Doppel-N", "Doppel-L" oder ähnliche Konstruktionen im Deutschen sind ja mehr oder weniger nur ein Indikator dafür, dass der Vokal davor verkürzt wird, und trotzdem gibt Dialekte oder Regiolekte in Deutschland, in denen in manchen Wörtern kein Unterschied zwischen dem langen und kurzen Vokal hörbar ist.

Im Deutschen ist es in dieser Hinsicht wohl nicht anders, als in anderen Sprachen auch - für Nicht-Muttersprachler ist die Umgangssprache deutlich schwieriger als die Standardsprache. Dabei müsstest du im norddeutschen Raum noch die wenigsten Verständnisprobleme haben.
Cicero
2013-07-21 16:00:15 UTC
Das e vor dem letzten n bei schönen, ihnen, einen und anderen Wörtern mit -nen am Ende wird eigentlich ausgesprochen, ist aber nur kurz (bei umgangssprachlichem Deutsch machmal nur angedeutet, auch bei Wörtern ohne n vor der Endung -en), vielleicht hast du es deshalb nicht gehört. Ihnen sieht in Lautschrift so aus: [ˈiːnən].



Deine lautschriftliche Wiedergabe der Endungen -e und -er ist korrekt. Auch da hast du wohl vielleicht den Unterschied nur nicht gehört.
palmozy
2013-07-23 13:56:05 UTC
Deutsch wird fast immer genau so ausgesprochen wie geschrieben.Alle von dir zitierten Worte muessen eigentlich entsprechend der Schreibweise gesprochen werden ( dabei ignoriere ich jetzt den Unterschied zwischen kehligen -E und klarem -E ). Leider hat es sich in der jungen Generation weitreichend eingebuergert, die Endungen zu verschlucken, so dass IHNEN zu IHN wird, was dann auch IHM heissen koennte, und SCHOENEN wird erst zu SCHOEN'N und dann zu SCHOEN', KEINEN zu KEIN usw., so dass die Endung einfach verschwindet. In der Redewendung GUTEN TAG kann schnell ein GUT'N TACH erscheinen, das sogar zum GU'N Tach werden kann. Dieses Phaenomen traegt sehr stark zur Rechtschreibe-Unsicherheit bei, die es so frueher nicht gab.- Ein anderer Fall liegt an bei -E und -ER; das Endungs-R wird in vielen Regionen nicht klar gesprochen: In Berlin wird -ER zu -A ( Lehra, Fahra usw. ), in Hamburg zu -AE ( WaeNae statt Werner ) usw. Das liegt daran, dass es kein Aussprache-Muss fuer's deutsche R gibt, so dass jeder es stark oder auch schwach sprechen darf.


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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