Der grundsätzliche Ansatz ist schon Schwachsinn, den Anspruch zu erheben, Jugendslang in seiner Gänze erfassen zu wollen. Das wird 'der Jugend' nicht gerecht, weil die regionalen, kulturellen und sozialen Unterschiede einfach auch für unterschiedlichen sprachliche Ausprägungen sorgen.
'Swag' ist definitiv aus dem amerikanischen Hip Hop eingezogen, so dass der Ausdruck unter den Anhängern dieser Subkultur garantiert bekannt ist. Darüber hinaus wird es schon enger und ich bezweifele, dass den Ausdruck auch alle Jugendlichen verstehen und anwenden würden. Aber es wäre nicht das erste Wort, das auf diesem Wege in die Deutsche Sprache Einzug hält.
Am Ende zeigt sich doch, dass Umgangssprache selten kategorisierbar ist. Sie lässt sich nicht einmal richtig erfassen und wandelt sich stetig. Wenige Begriffe haben da eine etwas höhere Halbwertzeit und es überleben meistens die Wörter auf lange Sicht, die mehr ein größeres Konzept sind, als nur ein bloßer Ausdruck, der auch durch andere ersetzt werden könnte. 'Cool' ist sicherlich so ein Wort, das auf mehreren Ebenen funktioniert, 'Swag' oder 'Swagger' könnte so ein Wort werden, muss es aber nicht zwangsläufig.
Vorige Generationen waren an sich ja auch recht umtriebig, was umgangssprachliche Wortneuschöpfungen betrifft. Teilweise sind diese Wörter ja auch aus einem bestimmten sozialen Umfeld regional begrenzt entstanden und haben sich dann weiter verbreitet, bis sie Allgemeingut wurden. Heute geht das durch die modernen Kommunikationsmittel und Medien nur vielleicht noch schneller, als man das aus vergangenen Zeiten kennt. Ob es nun Ausdrücke wie 'knorke', 'geil', 'cool', 'fett', 'tight' oder was auch immer sind, alle hatten sie eine Keimzelle, in der sie entstanden und sich eben zu höheren Bekanntheitsgraden aufschwangen.
Jugend hat manchmal ein natürliches Bedürfnis sich von der Erwachsenenwelt auch sprachlich abzugrenzen, und ich finde das eigentlich relativ normal und gesund. Ich denke, dass viele Erwachsene damit nur ein Problem haben, weil sie in dieser Hinsicht nicht den Ton angeben, sondern ausnahmsweise der Jugend das Feld räumen müssen. Die Erwachsenen sind in dieser Phase der Selbstfindung nicht immer das Nonplusultra, sondern können oft nur passiv zuschauen.
Bei allen Überlegungen kann man davon ausgehen, dass Jugendliche innerhalb ihrer 'Peer-Group' immer eine andere Sprache wählen werden, als in anderen Sprechsituationen. Wenn da Wörter wie diese verwendet werden, ist das auch noch normal. Erwachsene sollten für gewöhnlich den Vorteil haben, dass sie diesen Teil der sprachlichen Sozialisation schon mitgemacht haben und sich so besser an verschiedene Sprechsituationen adaptieren können. Diese Zeit muss man auch Jugendlichen eingestehen. Zum Problem wird es eigentlich nur, wenn diese Sprachsozialisation eben nicht weit genug reicht und Erwachsene produziert, die sich eben nicht an verschiedene Situationen anpassen können. Das ist vielleicht das wahre Problem, dass in manchen bildungsfernen Familien ganz augenscheinlich ein gewaltiges Problem produzieren wird.
Die Medien mögen dahingehend zwar ein Zerrbild des Status Quo abliefern, haben aber manchmal auch nicht so unrecht. Ein gewisses Maß an Sprachverfall lässt sich jedenfalls nicht leugnen. Dabei will ich das noch nicht einmal bewerten. Es sorgt allerdings dafür, dass sich bestimmte Schichten und Gruppen in unserem Lande wirklich verwundert den Kopf kratzen. Dabei meine ich noch nicht einmal irgendwelche, zuweilen recht kreative, Wortneuschöpfungen, die mit einem ironischen Augenzwinkern verwendet werden, die sowieso heute da und morgen wieder verschwunden sind, sondern den allgemeinen Umgang mit Sprache.
Ich mache einige Fehler in der Sprache, die sicherlich auch mit meiner eigenen Sozialisation und schulischen Bildung zusammenhängen. Allerdings würde ich schon sagen, dass meine Generation in ihrer Gänze trotzdem eine etwas gepflegtere Umgangssprache in ihrer Jugend hatte, die sich nicht so stark von der Norm entfernte. Deshalb denke ich, dass in den nächsten Jahren gewaltige Probleme auf uns zu rollen werden.
Bücher wie die hier erwähnten, die wirken, als wollten sie Jugendsprache normieren wollen, wirken angesichts der Problematik eher lächerlich und unglaubwürdig.