Aus "Die Kunst der Poesie" ("Epistula ad Pisones sive de Arte Poetica liber"), Zeilen 101ff
Das genannte Zitat ist über mehrere Kapitel zusammengeschrieben worden. Sehr bekannt bei Lateinschülern ist die folgende Passage:
“Ut ridentibus adrident, ita flentibus adflent
humani vultus.Si vis me flere, dolendum est
primum ipsi tibi: tum tua me infortunia laedent,
Telephe vel Peleu; male si mandata loqueris,
aut dormitabo aut ridebo.”
Mit den Lächelnden, unsere Gesichter erscheinen im Lächeln.
Mit den Weinenden, wir brechen in Tränen aus.
Wenn du wünschst, dass ich weine, musst du dich vorher selber grämen.
Also soll ich deine eigenen Sorgen wie meine eigenen empfinden,
O Peleus oder Telephos!
Aber wenn deine Sprache für diese Umstände nicht angemessen ist, werde ich schlafen, oder lächeln.
Noch zwei Anmerkungen zum Text:
Peleus ist in der griechischen Mythologie der Sohn des Aiakos, daher auch der Aiakide genannte König von Phthia in Thessalien.
Er wird von seinem Bruder vertrieben. In Thessalien tötet er versehentlich den König Eurytion, worauf er nach Iolkos flüchtet und sich den Argonauten anschließt. Im Kampf zwischen Pyliern und Epeiern tötet er den Lanzenkämpfer Mulios.
Er war verheiratet mit der göttlichen Thetis. Mit dieser zeugte er den Achilleus.
Zu der Hochzeit des Peleus und der Thetis waren alle olympischen Götter bis auf Eris eingeladen. Diese warf aus Rache einen goldenen Apfel mit der Aufschrift "Der Schönsten" unter die Gäste. Den daraufhin sofort ausbrechenden Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite sollte Paris entscheiden, der sich für Aphrodite entschied, die ihm dafür die schönste Frau der hellenischen Welt, Helena versprach. Paris entführte diese, was dann zum Trojanischen Krieg führte, in dem auch Achilleus umkam.
Telephos war im griechischen Mythos ein Arkadier, Sohn des Herakles und der Auge, einer Priesterin der Athene, der von seiner Mutter ausgesetzt, aber von einer Hirschkuh gesäugt und vom König Korythos erzogen wurde.
Beim König Teuthras von Mysien fand er später die Mutter und wurde Schwiegersohn und Nachfolger des Königs. Als auf dem Zuge gegen Troja die Hellenen Mysien angriffen, wurden sie zwar von Telephos besiegt, dieser aber von Achilleus verwundet.
Da die Wunde nicht heilte und das Orakel verkündete, dass sie nur der heilen könne, der sie geschlagen habe, wandte er sich nach Argos, wohin die Griechen durch Sturm zurück verschlagen wurden. Dort flüchtete er auf Klytaimnestras Rat mit dem aus der Wiege geraubten Orestes, dem kleinen Sohn des Agamemnon, auf den Hausaltar und drohte, das Kind zu töten, wenn ihm keine Hilfe zu Teil würde. Schließlich heilte Achilleus mit dem Rost oder den Spänen seiner Lanze die Wunde.
Vom Orakel als Führer nach Troja bezeichnet, zeigte Telephos den Griechen den Weg dorthin, weigerte sich aber, als Gemahl der Astyoche, einer Schwester des Priamos, an dem Krieg selbst teilzunehmen.
Telephos wurde in Pergamon und besonders von den Königen aus dem Haus des Attalos als Heros verehrt. Auf den in Pergamon ausgegrabenen Reliefs des Zeusaltars ist seine Geschichte dargestellt.