Frage:
Mehrere Fragen zur dt. Sprache und Eindeutschung von Fremdwörtern.?
anonymous
2009-03-03 07:40:35 UTC
1. Wer entscheidet darüber welche Wörter aus Englisch, Französisch, Amerikanisch,... mit in das dt. Vokabular einbezogen werden?
2. Gibt es Bedingungen die sie zuvor bedenken müssen bevor sie es offiziell als "deutsches" Wort aufnehmen können? Falls ja welche?
3. Wieso übernimmt man Wörter wie bspw. Baby; Lady; These;..., deutscht sie ein, obwohl es schon ein deutsches Wort dafür gibt: Kleinstkind; Frau; Behauptung;...(dt. Wörter für d.o. genannten)?
Bei manchen Begriffen gibt es kein wirklich deutsches Wort oder es ist einfach nötig sie zu übernehmen, aber nicht bei allen. Übernimmt man diese dann nur weil es besser, wissenschaftlicher und klüger klingt als unsere dt. (z.b.: cool statt toll)?
4. Übernehmen England, Amerika, Frankreich,... auch dt. Wörter oder nur wir?
Vier antworten:
marion.ofsherwood
2009-03-03 07:58:25 UTC
Ob ein Wort ins Deutsche übernommen wird, hängt von dessen Verwendung von den Deutschen ab. Je mehr Menschen das Wort benutzen und je mehr es im Alltag gebraucht wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass es im Wörterbuch landet. Sprache ist ja etwas Lebendiges, dass sich ständig ändert, und die Ersteller der Wörterbücher geben nicht immer etwas vor, sondern passen sich auch einfach an.

Trotzdem ist es schade, dass so viele englische Wörter ins Deutsche übernommen werden, bloß weil manche "cool" sein möchten. lol. Mich nervt es ziemlich, wenn deutsche Kinder ihre Eltern Mum und Dad nennen (und wahrscheinlich noch nicht mal wissen, wie man das schreibt).

Hier in England werden aber auch einige deutsche Wörter übernommen, wenn auch nicht so viel. Man kennt z.B. das Wort "über" und verwendet es ein einem Wort mit englischen Wörtern, z.B. "Überfather", oft aber auch im satirischen Kontext. Man kennt "Blitz". "The Blitz" war ja der Blitzkrieg und hier passt man es den Umständen an, z.B. "the snowstorm hit us like the Blitz".

"Doppelgaenger" wird wie im Deutschen verwendet: "Wow he's really a Doppelgaenger of Brad Pitt" und noch ein paar andere. "Schwarzwälder Kirschtorte" ist auch bekannt. haha.

Dann auch solche Wörter wie Dirndl und Lederhose, also das übliche Klischee.

Ich fand es interessant, dass Island den Gebrauch von Anglizismen und anderen "unisländischen" Wörtern gesetzlich einschränkt, die sagen noch nicht mal Computer, um die isländische Sprache zu bewahren.
sunstar
2009-03-03 08:02:18 UTC
1. Der allgemeine Sprachgebrauch entscheidet welche Wörter in der deutschen Sprache verwendet werden und welche nicht

2. Es gibt keinerlei Bedingungen, außer dem Eintrag im Rechtschreib-Duden, der ein hohes Ansehen genießt, Sprache ist etwas Lebendiges, was sich nicht durch Bedingungen reglementieren läßt

3. Die Gründe für die Übernahme fremden Wortguts sind vielfältig: ausländische Begriffe können:

besser klingen,

kürzer sein,

cool wirken

professionell wirken

4. Andere Länder haben auch dt. Wörter in ihrem Wortschatz,allerdings in sehr viel geringerem Umfang.

Z.B. gibt es im Englischen die dt. Wörter Kindergarten, Rucksack, Wanderlust.
suzie the pilgrim
2009-03-03 08:42:47 UTC
Der Gebrauch in den Medien.
Inge Luett
2009-03-03 07:55:20 UTC
1) Der tatsächliche Sprachgebrauch und die Mode, die allerdings starken Schwankungen unterliegt. So spricht heute kaum noch jemand von Petitessen oder Peanuts, wenn er Kleinigkeiten meint.

2) Wen meinst Du mit "sie"? Bedacht wird da eher nichts. Wie es so häufig der Fall ist, wenn man es mit einer lebendigen Sprache zu tun hat.

3) Warum nicht? Wenn es Mode ist, wenn sich das Wort durchsetzt, was sollte dagegen sprechen? Ein Pony ist auch im Deutschen normalerweise längst ein Pony und weder ein Klein(st)pferd noch ein Haarschnittdetail.

4) Nein, man übernimmt sie, weil sie sich durchgesetzt haben. Weil sie Mode (auch kein wirklich "deutsches" Wort) sind.

Manchmal erfindet man auch ausländisch klingende Begriffe ("Handy", "Smoking", die im vermuteten Ursprungsland für etwas anderes stehen). Dieses Verfahren ist auch schon ziemlich alt: So ist das gute alte, so deutsch aussehende "burschikos" in der Studentensprache des frühen 19. Jahrhunderts entstanden, als es schick (sprich: Mode) war, nicht englisch klingende Wörter zu haben, sondern dem neu erfundenen Begriff einen klassisch-griechischen Anstrich zu geben.

5) Wir übernehmen sehr selten deutsche Wörter. So hat sich beispielsweise der Broiler (DDR) genausowenig gesamtdeutsch durchsetzen können wie die Besammlung (Schweizer Ausdruck für das Treffen vor einer Veranstaltung) oder der Karfiol (österreichischer Ausdruck für Blumenkohl).

Le Vazistas (Was ist das) ist ein französischer Begriff für ein Oberlicht (Fenster), das via der französischen Kolonialmacht auch ins Arabische überging (und von dort ins Türkische, wenn ich mich richtig erinnere). Leitmotif (engl. Schreibweise), Lied, Kindergarten, Weltschmerz, Rucksack, to abseil, Gemutlichkeit - viele ursprünglich im Deutschen beheimatete Wörter sind ins Ausland gewandert.


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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